Anja Wolkenhauer (Hrsg.)
Ludwig Volkmann: Bilderschriften der Renaissance
Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen. Faksimile des Erstdrucks von 1923 Reihe: Bibliothek des Buchwesens Band-Nr.: 33 ISBN: 978‑3‑7772‑2339-1
Neu herausgegeben von Anja Wolkenhauer
Mit Beiträgen von Florian Ebeling, Ulrich Pfisterer und Anja Wolkenhauer
Vor genau 100 Jahren legte der Leipziger Verleger und Kulturwissenschaftler Ludwig Volkmann (1870–1947) seine Bilderschriften der Renaissance vor: eine Grundschrift der kulturhistorischen Forschung des 20. Jahrhunderts. Im Austausch mit dem Forscherkreis um Aby Warburg untersuchte Volkmann geistesgeschichtliche Traditionslinien zwischen Antike und Renaissance, besonders die Wirkungsgeschichte der ägyptischen Hieroglyphik in den frühneuzeitlichen Künsten und Literaturen.Die vorliegende Ausgabe macht den Erstdruck durch Einführungen zu Werk und Wirkung sowie durch umfangreiche Indices neu zugänglich.Anja Wolkenhauer (*1967) ist gelernte Antiquariatsbuchhändlerin. Nach einem Studium der Latinistik, Kunstgeschichte und Geschichte der Naturwissenschaften hat sie seit 2010 einen Lehrstuhl für Lateinische Philologie an der Universität Tübingen inne.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung und DanksagungFaksimile von Ludwig Volkmann, Bilderschriften der Renaissance. Hieroglyphik und Emblematik in ihren Beziehungen und Fortwirkungen, Leipzig: Hiersemann, 1923Anja WolkenhauerRekonstruktion einer wissenschaftlichen Bibliothek: Ein Verzeichnis der in den Bilderschriften verwendeten LiteraturAnja WolkenhauerKommentierendes Abbildungsverzeichnis zu den BilderschriftenFlorian EbelingVolkmanns Bilderschriften und die ÄgyptenrezeptionUlrich Pfisterer« Er ist ja ein sehr vernünftiger Mann ». Ludwig Volkmann, der Warburg-Kreis und die Kunstgeschichte des frühen 20. JahrhundertsAnja Wolkenhauer« Die Bedeutung der Hieroglyphik und Emblematik auch für die Kenntnis der Signete ». Volkmanns Bilderschriften und ihr AnhangAnja WolkenhauerVerzeichnis der wissenschaftlichen Schriften, Briefe und Biographica von Ludwig Volkmann
Ursula Rautenberg, Ute Schneider (Hrsg.)
Das Buch als Handlungsangebot
Soziale, kulturelle und symbolische Praktiken jenseits des Lesens Reihe: Bibliothek des Buchwesens Band-Nr.: 32 ISBN: 978‑3‑7772‑2300-1
Bücher werden nicht nur gelesen. Als materielle Gegenstände spielen sie auch eine wichtige Rolle in unserem sozialen, kulturellen und symbolischen Handeln: Sie werden als Artefakte gestaltet, beworben und gekauft, verschenkt und gewidmet, gezeigt und ausgestellt, gesammelt und in Bibliotheken zusammengestellt, sie sind Objektebibliophiler Begierde, Mittel zur Identitätskonstruktion und zur kulturellen Distinktion. Erstmals wird im vorliegenden Band mit praxistheoretischem Zugriff systematisch das umfangreiche Feld der Buchpraktiken und der damit verbundenen kollektiven oder subjektiven Wertzuschreibungen beleuchtet.Ursula Rautenberg ist Professorin i. R. für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Schwerpunkte: Medialität des Buchs, Buchgeschichte der Inkunabeln und frühen Neuzeit, Typographie und Lesen, Lesen und Leser;https://uni-erlangen.academia.edu / ursularautenberg.Ute Schneider ist Professorin für Buchwissenschaft am Gutenberg-Institut für Weltliteratur und schriftorientierte Medien der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Schwerpunkte: aktuelle und historische Dimensionen des Lesens; Geschichte des Buchgebrauchs von der Frühen Neuzeit bis ins 20. Jahrhundert, Wechselwirkungen zwischen Wissenschaftsgeschichte und Verlagswesen;https://personen.uni-mainz.de / public / person / 815.Subskriptionspreis für Bezieher der Reihe und für Vorbestellungen € 178,–, danach € 196,–
Typographie als jede Form gestalteter Schrift ist ein wichtiges Mittel der Schriftkommunikation. Sie ist geprägt von vielfältigen, sich wandelnden soziokulturellen Bedingungen, ihr Verständnis damit Aufgabe vieler Disziplinen.Der ansprechend gestaltete Band versammelt 21 illustrierte Überblicksartikel und damit verbundene Fallstudien zu zentralen typographischen Themen, verfasst von ausgewiesenen FachwissenschaftlerInnen. Alle Beiträge sind inhaltlich eng miteinander vernetzt, ihre Zugänge reichen von der Semiotik und Schriftlinguistik bis zur Literatur-, Übersetzungs- und Editionswissenschaft und weiter zur Buchwissenschaft und Kunstgeschichte.Ursula Rautenberg ist Professorin i. R. für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.Anja Voeste ist Professorin für Historische Sprachwissenschaft und Sprachgeschichte des Deutschen an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Subskriptionspreis für Bezieher der Reihe und für Vorbestellungen € 136,–, danach € 149,–
Christoph Jensen
Die Druck- und Verlagsproduktion der Offizin Wolfgang Endter und seiner Erben (1619 – 72)
Ein Beitrag zur Geschichte des Nürnberger Buchdrucks im 17. Jahrhundert mit einer Bibliographie der Drucke von Wolfgang Endter dem Älteren, Johann Andreas und Wolf dem Jüngeren sowie Christoph und Paul Endter Reihe: Bibliothek des Buchwesens Band-Nr.: 30 ISBN: 978‑3‑7772‑2119-9
Der Nürnberger Wolfgang Endter der Ältere (1593 – 1659) und seine Söhne Johann Andreas (1625 – 70), Wolf der Jüngere (1622 – 55), Christoph (1632 – 72) und Paul Endter (1639 – 62) gehörten zu den bedeutendsten Druckerverlegern des 17. Jahrhunderts. Ihre Druck‑ und Verlagsproduktion umfasste über 1.000 Werke, wobei vor allem theologische Werke, Bibeln und Kalender gedruckt wurden. Daneben erschienen auch medizinische, juristische, historische und politische Werke, Lexika, Reiseberichte und Werke der zeitgenössischen Literatur. Mithilfe einer statistischen Analyse werden die gesamte Druck‑ und Verlagsproduktion untersucht und inhaltliche Schwerpunkte sowie zeitliche Entwicklungen identifiziert. Ergänzt wird die Untersuchung durch eine Bibliographie der von den Endtern produzierten Werke. Christoph Jensen hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Alte Geschichte, Philosophie und Frühchristliche Archäologie und an der Fachhochschule Köln Bibliotheks- und Informationswissenschaft studiert. Er wurde 2019 mit der buchwissenschaftlichen Dissertation über Wolfgang Endter und seine Söhne promoviert. Derzeit ist er stellvertretender Leiter der Abteilung Handschriften und Graphische Sammlung und Fachreferent für Theologie an der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg.
Subskriptionspreis für Bezieher der Reihe und für Vorbestellungen € 159,–, danach € 174,–
"Mit diesem neuartigen Ansatz seiner Arbeit ist es Christoph Jensen gelungen, seine Zielsetzung zu erfüllen und damit einen wertvollen Beitrag zur Druckgeschichte (nicht nur Nürnbergs) zu liefern. Das statistische Material und die fundierten Einblicke in die thematisch breitgefächerten Produktionen der drei Endter-Offizinen bilden eine solide Basis für zukünftige Arbeiten.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Vielfalt der dargebotenen Informationen aus unterschiedlichsten Fachgebieten nicht nur den Anreiz zum wiederholten Lesen liefert, sondern auch die Neugier auf unbekannte "Seiten" (in doppelter Bedeutung!) des 17. Jahrhunderts weckt."sehepunkte 22 (2022): Angelika Wingen-Trennhaus
Naturkunden des 18. JahrhundertsDer Nürnberger Arzt und Botaniker Christoph Jacob Trew (1695–1769) war in der Gelehrtenrepublik des 18. Jahrhunderts weithin bekannt und vernetzt. Seine naturkundlichen Privatsammlungen gehören zu den bedeutendsten seiner Zeit. Den Kernbestand bilden die medizinisch-naturkundliche Bibliothek, botanische Zeichnungen, Aquarelle und Kupferstiche sowie eine umfangreiche Sammlung von historischen Gelehrtenbriefen; hinzu kommen u. a. Bibliothekskataloge und Besucherbücher des ›Museum Trewianum‹, Versteigerungskataloge, Pflanzenverkaufskataloge, illustrierte Flugblätter. Diese singulären Quellenbestände ermöglichen einen exemplarischen Einblick in die Dynamik des Sammelns, Forschens und Publizierens im Wissensraum zwischen Barock und Frühaufklärung. 16 reich bebilderte Beiträge aus Wissenschafts- und Botanikgeschichte, Buchwissenschaft und Kunstgeschichte, zeigen die Bedeutung der großenteils in der Universitätsbibliothek Erlangen erhaltenen Sammlungsbestände, die heute die Forschung unterschiedlicher Disziplinen bereichern.Hans Dickel ist seit 2002 Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Elisabeth Engl promovierte über die Bibliothek von Christoph Jacob Trew und ist seit 2020 Bibliotheksreferendarin an der HAB Wolfenbüttel.Ursula Rautenberg ist em. Professorin für Buchwissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Subskriptionspreis für Bezieher der Reihe und für Vorbestellungen € 149,–, danach € 164,–
Eine naturkundliche Bibliothek der Frühaufklärung wird erschlossen
Der Nürnberger Arzt und Botaniker Christoph Jacob Trew (1695 – 1769) baute eine der größten Gelehrtenbibliotheken seiner Zeit auf. Sie umfasste 34 000 Titel in knapp 24 000 Bänden und ist anders als viele zeitgenössische Privatbibliotheken noch heute fast vollständig in der Universitätsbibliothek Erlangen‑Nürnberg erhalten, wo sie größtenteils nach Trews originalen Signaturen aufgestellt ist. Trews Sammeln von Büchern und Naturalien ist in seiner umfangreichen Korrespondenz mit Gelehrten in ganz Europa dokumentiert. Für das Zusammentragen, Ordnen und Verzeichnen von Texten bildete sich um 1700 eine gelehrte Methode aus, die sich rasch etablierte und auch um Nürnberg geübt wurde. Vor diesem Hintergrund werden erstmals der medizinisch‑naturkundliche Kernbestand einer auf Vollständigkeit hin angelegten Bibliothek, ihre Anlage und Nutzung analysiert.Elisabeth Engl hat an der Universität Erlangen-Nürnberg die Fächer Buchwissenschaft und Anglistik studiert und wurde 2019 mit der buchwissenschaftlichen Dissertation über die Trew- Bibliothek promoviert. Seitdem ist sie an der Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel als Koordinatorin der DFG-Förderinitiative OCR-D zur Weiterentwicklung von Verfahren der Optical Character Recognition tätig.
Subskriptionspreis für Bezieher der Reihe und für Vorbestellungen € 169,–, danach € 189,–
InhaltI. Einleitung1 Trew in der bibliotheks- und wissenschaftsgeschichtlichen Forschung2 Vollständigkeit der Trewschen Bibliothek und Quellen zur Büchersammlung3 Bestandsanalyse und Auswahl der untersuchten BriefschaftenII. Trew als gelehrter Arzt und Sammler1 Trews Biografie und Alltag als gelehrter Arzt2 Die Geschichte von Trews Bibliothek3 Trew als SammlerIII. Das literärhistorische Projekt der gelehrten Bestandsaufnahme1 Die Ursprünge des Projekts im 17. Jahrhundert: Bacon und Naudé2 Konzepte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts2.1 Lehrbücher und Anleitungen zum Gelehrtenprojekt2.2 ›Historia literaria‹ als Gemeinschaftsprojekt der Gelehrten2.3 Ziele des Gelehrtenprojekts2.4 Biografisch-bibliografisches Sammeln3 Buchkunde an der Universität Altdorf und im Umkreis Nürnberger Gelehrter4 Literärhistorische Anleitungen und Referenzwerke in Trews Bibliothek5 ZusammenfassungIV. Trews medizinisch-naturkundliche Bibliothek1 Bibliotheksbestand nach systematischen Einteilungen2 Die Sammelschwerpunkte im medizinisch-naturkundlichen Kernbestand2.1 Auswertung nach Erscheinungsjahren und Druckorten2.2 Auswertung nach Sachgruppen2.2.1 Anatomie2.2.2 Pathologie2.2.3 Allgemeine Therapie2.2.4 Spezielle Pathologie und Therapie2.2.5 Naturkunde2.2.6 Weitere medizinische Schriften: Sammelwerke, Standardwerke und Referenzwerke3 Trews antiquarisches Sammelkonzept der botanischen Inkunabeln und Frühdrucke4 Phasen des Sammelns im zeitlichen Verlauf5 ZusammenfassungV. Zusammentragen der Bücher1 Bibliografische Recherche- und Hilfsmittel zum Kauf2 Die Kaufentscheidung3 Der wachsende Bibliotheksbestand3.1 Erwerbungen auf Bücherauktionen3.2 Käufe über Trews Korrespondenten und Buchgeschenke3.3 Direktkäufe bei Buchhändlern3.4 En-bloc Aufkäufe von Gelehrtenbibliotheken4 Schwierigkeiten des Bestandsaufbaus: Transportwege, Geldtransfer und Doublettenbildung4.1 Transportsysteme und Bezahlungsweisen4.2 Doubletten und defekte Exemplare5 ZusammenfassungVI. Ordnen und Verzeichnen der Büchersammlung1 Anlage und Funktionen von Bibliothekskatalogen in der Frühen Neuzeit2 Die Bücher im Bibliotheksraum2.1 Systematik der Aufstellung der Bücher im Bibliotheksraum und Signatursystem2.2 Ausstattung und Gestaltung des Bibliotheksraums3 Die handschriftlichen Kataloge3.1 Der Autorenkatalog3.2 Der systematische Katalog3.3 Der Folio- und Quart-Katalog4 ZusammenfassungVII. Nutzen der Büchersammlung1 Die Bibliothek als Arbeitsinstrument1.1 Trews Arbeitsprinzipien beim »Blackwellschen Kräuterbuch«1.2 Trews botanische Forschungen am ›Helleborus‹1.3 Katalog der frühen botanischen Drucke1.4 Räsonierende Bibliografie2 Trews Sorge um den Nachruhm3 Der Nutzen der Bibliothek für Trews gelehrte Freunde4 Zusammenfassung
VIII. Fazit
IX. ZusammenfassungAnhang1 Tabellarischer Lebenslauf Trews2 Kategorien des systematischen Bibliothekskatalogs3 Bücherlisten aus der Rathgebschen AuktionLiteraturverzeichnis1 Primärquellen2 Verwendete Trew-Briefe3 ForschungsliteraturAbbildungsverzeichnisTabellenverzeichnisIndex1 Personenindex2 OrtsindexDanksagung
Die Fachgeschichtsschreibung der Geisteswissenschaften im «Dritten Reich» hat in den letzten Jahren großen Aufschwung genommen. Der zeitliche Abstand erlaubt heute einen unverstellten Blick; die nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 erfolgte Öffnung wichtiger Archive ermöglicht zudem eine flächendeckende Dokumentation. Kleinere Fächer erweisen sich wegen ihrer Überschaubarkeit als besonders interessant.Die hier erstmals nachgezeichnete Geschichte der Mittellateinischen Philologie (Lateinische Philologie des Mittelalters) bietet vertiefte Einblicke in das damalige Wissenschaftssystem. Das Fach ist eine Brückenwissenschaft, da das Latein in der Zeit von der Spätantike bis zum Humanismus die Sprache der Kirche, der Universitäten und der Kanzleien war, sich zugleich aber auch als literarisches Medium neben den Volkssprachen behauptete. Somit geriet die Mittellateinische Philologie in Konkurrenz zu Geschichtswissenschaft, Klassischer Philologie, Theologie, Philosophie, Rechtsgeschichte, diversen Nationalphilologien und Spezialdisziplinen wie Geschichte der Medizin und der Naturwissenschaften. Da von den ursprünglich um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in München, Göttingen und Berlin errichteten Lehrstühlen im Jahr 1933 nur noch der Münchner (mit Paul Lehmann) besetzt war, das Fach ansonsten von Privatdozenten unterrichtet wurde, stellte sich die Frage nach der Zukunft der Disziplin.Der Berliner Germanist Karl Langosch, der als Schüler von Karl Strecker auch mittellateinisch ausgebildet war, ergriff mehrere Initiativen, um das Fach wieder fester zu verankern. Er wandte sich mit einer Denkschrift, die später unter dem Titel „Mittellatein als Deutschkunde“ im Druck erschien (1937), gleichzeitig an die Preußische Akademie der Wissenschaften und das Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Er schlug vor, die Akademie möchte eine eigene Arbeitsstelle einrichten, die sich um die Edition mittellateinischer Texte, die Abfassung eines mittellateinischen Wörterbuchs und die Herausgabe einer mittellateinischen Zeitschrift kümmern sollte. Gleichzeitig plädierte er dafür, Mittellatein in die Lehrpläne der Gymnasien aufzunehmen und für Studenten der Klassischen Philologie, der Geschichtswissenschaft und der Germanistik für verbindlich zu erklären. Diese Forderungen riefen ein geteiltes Echo hervor, da sie den Altphilologen und Historikern zu weit gingen, dem Reichsministerium für Wissenschaft wegen der anfallenden Kosten nicht ins Konzept passten. Die mittellateinischen Lehrbeauftragten, meist habilitierte Studienräte (Josef Klapper in Breslau, Otto Schumann in Frankfurt a.M., Hans Walther in Göttingen, Hermann Meyer-Benfey in Hamburg, Walter Stach in Leipzig), verfügten über zu wenig Einfluss, um Langoschs Plan zu unterstützen.Er erzielte aber einen Teilerfolg: Kenntnisse des Mittellateins wurden in die Lehrpläne des Deutschunterrichts aufgenommen, an mehreren Universitäten (Berlin, Breslau, Göttingen, Hamburg, Heidelberg, Köln, Leipzig) wurden Lehraufträge für Mittellatein institutionalisiert, an der Reichsuniversität Straßburg wurde 1942 ein eigener Lehrstuhl geschaffen und mit Walter Stach besetzt.Die von dem Münchener Komponisten Carl Orff komponierte Kantate «Carmina Burana», die 1937 in Frankfurt a.M. uraufgeführt wurde, brach eine weitere Lanze für das Mittellatein. Zwar waren die Fachvertreter nur indirekt an der Abfassung des Librettos beteiligt, aber Karl Langosch nahm Mitte der 1950er Jahre Kontakt zu Orff auf, um ihn zur Vertonung des „Ludus de Antichristo“ zu bewegen.Die vorliegende Darstellung, welche die „Sattelzeit“ zwischen den traditionellen Anfängen des Fachs um die vorige Jahrhundertwende und dem Aufschwung in der Adenauerzeit in den Blick nimmt, ist für Mittellateiner, Altphilologen, Historiker, Germanisten und Musikwissenschaftler besonders aufschlussreich. Sie stützt sich auf eine breite Materialbasis, die aus vierzig Archiven zusammengetragen wurde, und enthält zu allen im Untersuchungszeitraum wirkenden Mittellateinern innerhalb und außerhalb der Universitäten bibliographische Angaben. Dabei wurden erstmals über tausend Briefe ausgewertet, die neben fachlichen Diskussionen ein differenziertes Bild der Alltagsgeschichte im Zweiten Weltkrieg entwerfen, insbesondere von Frankfurt a. M., München und Straßburg.Register der Namen sowie antiker und mittelalterlicher Autoren und Werke machen das Buch zu einem Nachschlagewerk.Der emeritierte Freiburger Professor Frank- Rutger Hausmann, unter anderem für französische und italienische Literatur des Mittelalters, ist neben zahlreichen Fachveröffentlichungen auch mit kritischen Untersuchungen zu geisteswissenschaftlichen Disziplinen in der Zeit des Nationalsozialismus hervorgetreten.
Die Deutsche Dante-Gesellschaft, 1865 unter dem Patronat von König Johann von Sachsen in Dresden gegründet, ist weltweit die älteste ihrer Art. 1921 wurde ihr Sitz nach Weimar verlegt, wo bis 1942 regelmäßig Jahrestagungen stattfanden. Seit 1867 gibt sie ein «Deutsches Dante-Jahrbuch» heraus, die erste Zeitschrift, welche sich ausschließlich Leben und Werk Dante Alighieris (1265-1321) widmet. Die vorliegende Darstellung behandelt die spannungsreichen Jahre vom Kriegsende 1945 bis zur deutschen Wiedervereinigung, in denen die Gesellschaft ins Kreuzfeuer der deutsch-deutschen Politik geriet. Auf der Grundlage eines umfangreichen Quellenstudiums in staatlichen, kommunalen, kirchlichen, universitären und privaten Archiven und Nachlässen sowie von Interviews mit Zeitzeugen ist eine spannungsreiche Darstellung entstanden, die am Beispiel der Deutschen Dante-Gesellschaft in geradezu idealtypischer Weise die bildungsbürgerliche Ausrichtung einer westdeutschen literarischen Gesellschaft sowie die Leitlinien der offiziellen Kulturpolitik der DDR widerspiegelt.