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Heinrich von Seclin Thomas Haye (Hrsg.)

Vita sancti Wilhelmi

Der Wilhelmitenorden und die hagiographische Heldenepik

Titelinformation "Vita sancti Wilhelmi"

Ein Heiliger ganz nach Rittergeschmack

Der Wilhelmitenorden ist im 12. Jahrhundert von einem südfranzösischen Adligen und Einsiedler namens Wilhelm in Malavalle bei Grosseto gegründet worden. Dass die Wilhelmiten vor allem im Spätmittelalter durch die adlige Elite protegiert werden, verdanken sie nicht zuletzt einer geschickt montierten genealogischen Fiktion: Im Verlaufe des 13. Jahrhunderts entsteht nördlich der Alpen eine Legende, die den historischen Ordensgründer Wilhelm von Malavalle mit Wilhelm I. (›der Heilige‹; gest. 812; Graf von Toulouse) und Wilhelm IX. (1071–1126, Herzog von Aquitanien, Graf von Poitou und Troubadour) überblendet. Durch diese unhistorische Identifizierung gelingt es den Eremiten, ihren derart nobilitierten Ahnherrn zum Ideal des ruhmreichen und zugleich frommen Ritters zu erheben, dem die spätmittelalterliche Adelswelt nacheifern kann.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts unternimmt es der in Gent lebende Mediziner Heinrich von Seclin, den mythischen Ordensgründer erstmals im Rahmen eines umfangreichen lateinischen Gedichts zu verherrlichen. Indem sich der Autor hierbei an der berühmten Alexandreis des hochmittelalterlichen Dichters Walter von Châtillon orientiert und den Protagonisten als zweiten Alexander darstellt, nähert er die klassische Hagiographie dem epischen Genre an. Auf diese Weise wird der Gegenstand auch einem adligen Leserkreis schmackhaft gemacht. Hier wird das Gedicht erstmals ediert und einer ausführlichen literaturgeschichtlichen Untersuchung unterzogen.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

I. Einleitung
1. Der Wilhelmitenorden
2. Die Handschrift
3. Der Autor und sein Gedicht
4. Die Wilhelmslegende des Theobald und ihre Verarbeitung durch Heinrich von Seclin
5. Die poetische Gestaltung: Metrum, Versbau und Sprache
6. Die Episierung des Stoffes: Vergil und Walter von Châtillon
7. Literarische Einordnung und Bewertung

II.Textausgabe
1. Editionsprinzipien
2. Text
3. Verarbeitete Stellen aus der prosaischen Theobaldsvita

Literaturverzeichnis