Seit dem Jahr 2015 setzt der Verlag die alte Tradition der monographischen
«BEIHEFTE zum Mittellateinischen Jahrbuch»
fort. Als letzter Band dieser Reihe war 1976 Band 16 erschienen. Die Zählung wird fortgeführt.
Die wiederbelebte Serie ist der mittellateinischen Philologie verpflichtet und veröffentlicht kritische Editionen und Untersuchungen, deren Umfang den Rahmen einer Zeitschrift sprengen würden. Aufgenommen werden sowohl universitäre Qualifikationsarbeiten von Nachwuchswissenschaftlern als auch Forschungsergebnisse arrivierter Gelehrter, aber auch passionierter Kenner des Fachs. Die Bände erscheinen als fadengeheftete Broschur.
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Giovanni Francesco Ciarlino Thomas Haye (Hrsg.)
Giovanni Francesco Ciarlino: De arbore poetarum
Autobiographische Poesie im Zeitalter der Renaissance Reihe: Beihefte zum Mittellateinischen Jahrbuch Band-Nr.: 22 ISBN: 978-3-7772-2406-0
In der italienischen Renaissance etabliert sich die Gattung der poetischen Autobiographie. Insbesondere lateinische Autoren nutzen dieses literarische Format, um das eigene Leben als Weg zum poetischen Ruhm darzustellen. Zu den frühesten Vertretern des Genres zählt der aus der Nähe von Modena stammende Dichter Giovanni Francesco Ciarlino (Teoclito; gest. 1529). Nach jahrzehntelangen Misserfolgen erreicht er 1518 sein erklärtes Lebensziel: Papst Leo X. krönt ihn zum poeta laureatus. In der vorliegenden Arbeit werden die beiden Fassungen der Autobiographie De arbore poetarum sowie weitere kleine Lieder des Dichters erstmals herausgegeben. Darüber hinaus wird dessen Biographie rekonstruiert und sein literarisches OEuvre literaturgeschichtlich eingeordnet.Thomas Haye (* 1966) ist Inhaber des Göttinger Lehrstuhls für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich insbesondere mit poetischen Gattungen des Hochmittelalters und der Renaissance (Epos, Satire, Lehrgedicht).
Philipp Roelli
Liber Aurelii ‘On Acute Diseases’
critical edition by Philipp Roelli Reihe: Beihefte zum Mittellateinischen Jahrbuch Band-Nr.: 21 ISBN: 978-3-7772-2203-5
Der Liber Aurelii ist ein offenbar in der Spätantike kompilierter, lateinischer medizinischer Text. Er ist der erste Teil eines zweibändigen, größtenteils therapeutischen Werkes, der akute Krankheiten behandelt. Der Autorenname ist fiktiv und in den ursprünglichsten Handschriften nicht enthalten. Das Werk ist eine recht erfolgreiche anonyme Kompilation, die in erster Linie auf Quellen der methodischen Schule, insbesondere des Soran von Ephesos (2. Jh. n. Chr.), basiert.Die Komplexität der Textüberlieferung ist sicherlich mit ein Grund dafür, dass bislang nur ein Abdruck einer späten Handschrift von 1847 existierte. Neben der direkten Überlieferung in fünf Handschriften gibt es eine gekürzte und leicht überarbeitete Fassung in neun Handschriften. Darüber hinaus hat Gariopont, ein Arzt des 11. Jahrhunderts, fast den ganzen Text, manchmal in leicht überarbeiteter Form, in seinem noch unedierten Passionarius zitiert. Garioponts Vorlage war außerdem besser als der Archetyp der direkten Überlieferung.Die vorliegende Edition rekonstruiert auf der Basis der direkten Überlieferung einen Archetyptext, der ins 8. Jahrhundert gehören dürfte, und präsentiert zudem auf gegenüberliegenden Seiten den Text der Kurzfassung und denjenigen Garioponts synoptisch. Durch diese direkte Gegenüberstellung der beiden Überarbeitungen wird u.a. deutlich, wie Ärzte des Hochmittelalters versuchten, den Sinn ihrer Textvorlage zu verstehen.In den verderbten Archetyptext wurde bewusst nur minimal eingegriffen, ein spezieller Apparat präsentiert die Verbesserungsvorschläge des Editors. Ein Glossar am Ende der Edition bietet außerdem Erklärungen für das ungewöhnliche, fachspezifische Vokabular des Textes.Der Editor Philipp Roelli ist Mittellateiner und Gräzist und arbeitet an der Universität ZürichThe Liber Aurelii is a Latin medical text apparently compiled in Late Antiquity. It is the first part of a largely therapeutic two-volume work, which treats acute diseases. The author’s name is fictitious and unknown to the most original manuscripts. The work is thus a (rather successful) anonymous compilation, which uses primarily methodic sources, especially Soranus of Ephesus (2nd century AD).Not least due to the textual tradition’s complexity, only a single late manuscript has so far been printed in 1847. In addition to the direct transmission represented by five manuscripts, there is an abridged and slightly revised version in nine manuscripts. Gariopontus, an eleventh century physician, also quoted almost the entire text in his still unedited Passionarius, sometimes in slightly revised form. His exemplar was better than the archetype of the direct transmission.The present edition reconstructs an archetype text of the direct transmission (approximately eighth century). On facing pages, the text forms of the abridged version and of Gariopontus are edited synoptically. The differences between the versions show how physicians of the High Middle Ages tried to make sense of the often corrupted text. The corrupted archetype text is only minimally interfered with in the edition; a special apparatus presents the editor’s suggestions for improvement. The unusual technical vocabulary of the text is made accessible by a glossary at the end of the edition.The editor Philipp Roelli is a Medieval Latinist and Hellenist and works at the University of Zurich.
Dieser Titel ist auch im Open Access verfügbar.
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Heinrich von Seclin Thomas Haye (Hrsg.)
Vita sancti Wilhelmi
Der Wilhelmitenorden und die hagiographische Heldenepik Reihe: Beihefte zum Mittellateinischen Jahrbuch Band-Nr.: 20 ISBN: 978-3-7772-2108-3
Ein Heiliger ganz nach RittergeschmackDer Wilhelmitenorden ist im 12. Jahrhundert von einem südfranzösischen Adligen und Einsiedler namens Wilhelm in Malavalle bei Grosseto gegründet worden. Dass die Wilhelmiten vor allem im Spätmittelalter durch die adlige Elite protegiert werden, verdanken sie nicht zuletzt einer geschickt montierten genealogischen Fiktion: Im Verlaufe des 13. Jahrhunderts entsteht nördlich der Alpen eine Legende, die den historischen Ordensgründer Wilhelm von Malavalle mit Wilhelm I. (›der Heilige‹; gest. 812; Graf von Toulouse) und Wilhelm IX. (1071–1126, Herzog von Aquitanien, Graf von Poitou und Troubadour) überblendet. Durch diese unhistorische Identifizierung gelingt es den Eremiten, ihren derart nobilitierten Ahnherrn zum Ideal des ruhmreichen und zugleich frommen Ritters zu erheben, dem die spätmittelalterliche Adelswelt nacheifern kann.In der Mitte des 15. Jahrhunderts unternimmt es der in Gent lebende Mediziner Heinrich von Seclin, den mythischen Ordensgründer erstmals im Rahmen eines umfangreichen lateinischen Gedichts zu verherrlichen. Indem sich der Autor hierbei an der berühmten Alexandreis des hochmittelalterlichen Dichters Walter von Châtillon orientiert und den Protagonisten als zweiten Alexander darstellt, nähert er die klassische Hagiographie dem epischen Genre an. Auf diese Weise wird der Gegenstand auch einem adligen Leserkreis schmackhaft gemacht. Hier wird das Gedicht erstmals ediert und einer ausführlichen literaturgeschichtlichen Untersuchung unterzogen.
InhaltsverzeichnisVorwortI. Einleitung1. Der Wilhelmitenorden2. Die Handschrift3. Der Autor und sein Gedicht4. Die Wilhelmslegende des Theobald und ihre Verarbeitung durch Heinrich von Seclin5. Die poetische Gestaltung: Metrum, Versbau und Sprache6. Die Episierung des Stoffes: Vergil und Walter von Châtillon7. Literarische Einordnung und BewertungII.Textausgabe1. Editionsprinzipien2. Text3. Verarbeitete Stellen aus der prosaischen TheobaldsvitaLiteraturverzeichnis
Edmund Bramfield Thomas Haye (Hrsg.)
Der Laberintus des Edmund Bramfield
Eine Satire auf die römische Kurie Reihe: Beihefte zum Mittellateinischen Jahrbuch Band-Nr.: 19 ISBN: 978-3-7772-1712-3
In mehreren Handschriften des späten 14. Jahrhunderts wird ein umfangreicher Prosa-Text überliefert, der die päpstliche Kurie in allegorischer Umschreibung und mit den Mitteln der literarischen Satire als ein „Labyrinth“ porträtiert, in dem sich die zahllosen Besucher und Bittsteller hoffnungslos verirren. Der Ich-Erzähler berichtet, er sei selbst nach Rom gereist, nachdem er erfahren habe, dass der bisherige Fürst des Labyrinths gestorben sei und sein Nachfolger einen hoffnungsvollen Neuanfang verspreche.Die Satire ist durch eine wahre Begebenheit inspiriert: In den 1370er Jahren hielt sich der englische Benediktiner Edmund Bramfield (gest. 1393) an der Kurie auf und versuchte zu erreichen, dass man ihm das Amt des Abtes von Bury St Edmunds in Suffolk übertrug. Als sich seine Hoffnungen nach langjährigem Kampf zerschlugen, verfasste er den satirischen Laberintus.Das stilistisch herausragende Werk ist bislang weder ediert noch erforscht. Der anspielungsreiche Text ist raffiniert konstruiert und kann als eines der erstaunlichsten Zeugnisse spätmittelalterlicher Kunstprosa gelten. Es wird hier in einer editio princeps vorgelegt und erstmals auch kommentiert und erläutert. Eine detaillierte Darstellung des kirchenpolitischen Hintergrundes, der literarischen Technik, der stilistischen Eigenarten sowie der Überlieferung des Werks ergänzt die Ausgabe.Der Herausgeber Thomas Haye ist Professor für Lateinische Philologie des Mittelalters und der Neuzeit an der Universität Göttingen.
Inhalt "Der Laberintus des Edmund Bramfield. Eine Satire auf die römische Kurie"VorwortI. Einleitung1.Der Inhalt des Werkes2. Textzeugen und Rezeption3. Abfassungsdatum, Widmungsnehmer und Autor4.Titel und Struktur5. Literarische Formen, Motive und Vorbilder6.Die Deutung der Allegorie7.Die Strategie des Phantastischen8. Theorie und Psychologie des Träumens9. Formale und sprachliche Gestaltung10.Cursus und Reimprosa11.Der Kommentar12. Literaturgeschichtliche EinordnungII.Textausgabe1. Bewertung der Handschriften2. EditionsprinzipienWidmungsbriefLaberintusKommentarIndex verborumLiteraturverzeichnis
Henning Handrock
Rudolf von Schlüsselberg
Ein Roman aus dem 14. Jahrhundert Reihe: Beihefte zum Mittellateinischen Jahrbuch Band-Nr.: 18 ISBN: 978-3-7772-1600-3
Untersuchung, kritische Neuedition und Übersetzung.Im späten 14. Jahrhundert verfasste ein unbekannter Autor den Ritterroman Rudolf von Schlüsselberg, in dem der Titelheld sich auf eine gefahrvolle Aventiure für seine an Lepra erkrankte Ehefrau begibt, die ihm dies aber nur mit schwärzestem Undank entlohnt. Mag diese Thematik auch einen frauenfeindlichen Tenor verraten, so lässt das kurzweilige Werk doch in erster Linie an zahlreichen Abenteuern, die der Held zu bestehen hat, eine heilsgeschichtliche Entwicklung erkennen. Zu diesem Zweck machte der Anonymus eine Vielzahl motivischer Anleihen bei verschiedensten Gattungen, die dem Leser einen Querschnitt durch das literarische Schaffen des Hoch- und Spätmittelalters bieten. Die vorliegende Ausgabe bietet eine kritische Neuedition unter Berücksichtigung eines bisher unbekannten Codex sowie einer alttschechischen Fassung, wodurch die Textkonstitution wesentlich verbessert werden konnte.Eine umfangreiche Einleitung arbeitet Entstehung, Zielsetzung und Rezeption der Erzählung neu heraus. Die Kommentierung ist vorwiegend der Verzeichnung der wichtigsten Quellen und literarischen Vorbilder des Rudolf von Schlüsselberg verpflichtet. Bereichert wird die Ausgabe zudem durch einen Anhang mit der alttschechischen Version samt deutscher Übersetzung.
Frauenfeindliche Literatur gehört zu den quantitativ prominenteren Gattungen des lateinischen wie volkssprachigen Mittelalters. Ihre Texte, deren reiche Produktion im 12. und 13. Jahrhundert, d.h. nahezu zeitgleich mit der Blüte der Marien- und Minnedichtung, voll einsetzte, dienten zunächst kirchenpolitischen Zwecken, die das Ziel verfolgten, bei jüngeren Klerikern den Zölibatsgedanken zu befestigen. Aber sie waren auch, gerade in späterer Zeit, nicht selten bloßer Ausdruck einer literarischen Modeerscheinung, wie sich an ihrer Topik und Motivik sowie dem künstlerischen Gestaltungswillen ihrer Autoren in der Verwendung äußerer Schmuckmittel ablesen lässt. Mit der hier vorgelegten Monographie wird ein repräsentativer Querschnitt dieser Gattung in Editionen mit begleitenden Untersuchungen vorgelegt. Die über 500 Textbeispiele gehen teils auf die ungedruckt gebliebene, hier in vollständig überarbeiteter Form präsentierte Göttinger Habilitationsschrift von Hans Walther aus dem Jahre 1931 zurück, teils wurden sie von Thomas Klein, dem Herausgeber des Bandes, aus eigener Kenntnis des Materials beigesteuert. Die lateinischen Texte sind durch zahlreiche Register und weiterführende bibliographische Hinweise erschlossen. Der große Percy Ernst Schramm, einer der damaligen Gutachter der Arbeit Walthers, urteilte über sie: «Die Herstellung der Texte steht vor der besonderen Schwierigkeit einer nicht nur großen, sondern auch sehr variablen Überlieferung, die normalerweise nicht in ein Schema zu bringen ist, sodaß dem Takt des durch Metrik und Form geleiteten Editors viel zu tun bleibt. Stichproben haben auf mich den besten Eindruck gemacht. Ich schätze die geleistete Sacharbeit sehr hoch ein.» Professor Dr. Thomas Klein ist Inhaber des Lehrstuhls für Mittel- und Neulateinische Philologie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Im Verlag Anton Hiersemann edierte er 2014 die kritische Ausgabe der "Lamentationes Matheoluli" des Matheus von Boulogne (= Quellen und Untersuchungen zur Lateinischen Philologie des Mittelalters, Band 17, ISBN 978-3-7772-1407-8).