«Otia imperialia», 'Kaiserliche Mußestunden´ nannte der Engländer Gervasius von Tilbury (um 1155/60 bis nach 1222) sein bedeutendstes Werk, das er um 1215 dem deutschen Kaiser Otto IV. zueignete. Es besteht aus drei «Büchern» und enthält das aus mehreren Quellen gesammelte historische und geographische Wissen, das im Hochmittelalter über die Welt verfügbar war. Diese Darstellungen ergänzte Gervasius um die unterhaltsame Beschreibung außergewöhnlicher, unerklärlicher und oftmals spukhafter Phänomene, von denen er gelesen oder auf seinen zahlreichen Reisen im Dienste von Königen und Erzbischöfen gehört hatte. Besonders authentisch sind die Berichte über wundersame Erscheinungen an den Orten seines beruflichen Wirkens, namentlich in England, Italien und in seiner südfranzösischen Wahlheimat. Mit den «Kaiserlichen Mußestunden» liegt nunmehr die erste deutsche Gesamtübersetzung von Gervasius´ Hauptwerk vor. In der Einleitung werden die Biographien des Autors und des kaiserlichen Widmungsträgers ebenso vorgestellt wie die Rezeption und die Textgeschichte der «Mußestunden». Behandelt wird auch die lange umstrittene Frage, ob Gervasius als Urheber der Ebstorfer Weltkarte gelten darf. Ein ausführliches Register erschließt das vielschichtige Werk.
Heinz Erich Stiene (Hrsg.)
Drei Augustinus-Biographien des XII. Jahrhunderts
Ivo von Chartres – Rupert von Deutz – Philipp von Harvengt Reihe: Bibliothek der Mittellateinischen Literatur (BML) Band-Nr.: 16 ISBN: 978-3-7772-1905-9
Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Heinz Erich Stiene
In den bewegten Zeiten der Kirchenreform nach der Jahrtausendwende erlangt der heilige Augustinus (354 – 430) eine neue hohe Wertschätzung. Die Theologen der Epoche suchen die gültigen Antworten auf ihre Fragen zunehmend im Werk des großen Kirchenvaters, und einige der sich damals bildenden Ordensgemeinschaften erwählen sich jene kanonische Lebensform zum Vorbild, die Augustinus als Bischof von Hippo einst selbst begründet hatte. Aus den gewandelten Verhältnissen erwuchs auch ein neues Interesse an Augustins Biographie. Zwar lagen mit dessen eigenen Confessiones und der Vita Augustini seines Schülers Possidius seit Jahrhunderten authentische Quellen über das Leben des Kirchenvaters vor, aber diese entsprachen nicht mehr in allen Belangen den Erwartungen des hohen Mittelalters. So gestalteten der Kanonist Ivo von Chartres († 1115), der Benediktiner Rupert von Deutz († 1129) und der Prämonstratenser Philipp von Harvengt († 1183) ihre Augustinus-Biographien nach ihren persönlichen Temperamenten, den geistlichen Zielsetzungen und den Bedürfnissen ihrer jeweiligen Adressaten faszinierend unterschiedlich. Die drei Augustinus-Biographien des XII. Jahrhunderts werden hier erstmals in einer Übersetzung mit Kommentar vorgelegt; zugleich wird Ivos bisher ungedruckte Augustinusvita erstmals ediert.Heinz Erich Stiene ist Mittellateinphilologe und Akademischer Oberrat i. R. am Institut für Altertumskunde der Universität Köln. Von seinen zahlreichen Publikationen zur Literatur des frühen und hohen Mittelalters liegt bei Hiersemann die Erstübersetzung von Gervasius von Tilbury, »Kaiserliche Mußestunden« vor (BML 6 und 7).
Subskriptionspreis für Bezieher der Reihe und für Vorbestellungen € 148,-, danach € 164,-
Inhalt "Drei Augustinus-Biographien des XII. Jahrhunderts. Ivo von Chartres - Rupert von Deutz - Philipp von Harvengt"VorwortLiteraturverzeichnisI. EinführungAugustinus im hohen MittelalterAugustinus im frühen Mittelalter: eine Autorität der Väterzeit unter mehrerenDie Augustinus-Biographen des Hochmittelalters:Die beiden Hauptquellen der drei Biographien: Augustins Confessiones und die Vita sancti Augustini des PossidiusZu den drei ÜbersetzungenII. Ivo von Chartres, Vita S. AugustiniBiographisches zu Ivo von ChartresIvos WerkeIvo und AugustinusIvos Vita Augustini (Excepciones)Ivos Vita und die Lectiones des Augustinusoffiziums (XII. Jahrhundert)Zur Druckfassung von Ivos ExcepcionesIvo von Chartres, ExcepcionesIvo von ChartresIvos Auszüge aus der Augustinusvita des PossidiusKrankheit und Tod Augustins nach den Lesungen 7, 8 und 9 des OffiziumsIII. Rupert von Deutz, Leben des heiligen Augustinus (BHL 791)Überlieferung und EditionRupert von Deutz: vernachlässigter Hagiograph – geachteter TheologeZum Aufbau von Ruperts AugustinusvitaRupert als deutender Mittler von Augustins LebenAusblickTextkritische Probleme und Corrigenda zu Schramas Edition der Vita s. AugustiniZur Textgestaltung der ÜbersetzungLeben des heiligen Augustinus, Bischofs von HippoIV. Philipp von Harvengt, Vita beati Augustini (BHL 793)Philipp von Harvengt: eine biographische SkizzePhilipps WerkePhilipps Vita beati AugustiniZwei Sermones über Augustinus in einem Lektionar aus der Abtei Bonne-EspérancePhilipp von Harvengt, Das Leben des heiligen Augustinus, Bischofs von HippoNamen- und Sachregister