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Helmut Baumann, Brigitte Baumann

Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln

«Herbarius Moguntinus», «Gart der Gesundheit» und «Hortus Sanitatis». Wissenschaftshistorische Untersuchung der drei Prototypen botanisch-medizinischer Literatur des Mittelalters

Titelinformation "Die Mainzer Kräuterbuch-Inkunabeln"

Die Kräuterbücher «Herbarius Moguntinus» (1484) und «Gart der Gesundheit» (1485), beide gedruckt von Peter Schöffer, sowie der «Hortus Sanitatis» (1491) aus der Presse von Jacob Meydenbach gehören zu den bedeutendsten Mainzer Frühdrucken der Inkunabelzeit an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. In der Phase des Übergangs von der Handschrift zum Druck stellen sie Prototypen der bebilderten Medizinwerke dar, die innerhalb von weniger als einem Jahrzehnt auf den Markt kamen. Sie dienten daher als Vorbilder für zahlreiche Nachdrucke und Neuausgaben bis ins späte 16. Jahrhundert.

Schon früh erweckten diese Druckwerke buchgeschichtliches Interesse, wobei aber die naturwissenschaftlichen Aspekte meist nur unzureichend berücksichtigt wurden. Erstmals wird nun in der vorliegenden wissenschaftshistorischen Untersuchung von Brigitte und Helmut Baumann der Inhalt dieser einzelnen Arzneipflanzenwerke einer grundlegenden Analyse unterzogen. Den Grundstock für die Texte und Holzschnitte findet man in früher erschienenen und häufig fortgeschriebenen Quellen. Daher untersuchen die Verfasser in den ersten Kapiteln diejenigen Werke, die als Vorläufer in Frage kommen wie «Etymologiae» (um 630), «Capitulare de Villis» (um 800), «Hortulus» (um 840), «Physica» (1152), «De Vegetabilibus» (1256/1257), «Buch der Natur» (1475), «Lateinischer Macer Floridus» (1. Hälfte 13. Jhdt.), «Deutscher Macer Floridus» (1. Hälfte 15. Jhdt.), «Pseudo-Apuleius-Platonicus» (1481/1482) und «Promptuarium Medicinae» (1483). Das Arteninventar des «Promptuarium Medicinae» wurde erstmals bestimmt. Stets werden die Autoren, ihre Werke und der Forschungsstand geboten. Eine tabellarische Auflistung der Pflanzenbestimmungen ergänzt die Kapitel. In gleicher Weise werden auch der «Herbarius Moguntinus» und der «Gart der Gesundheit» studiert. Vom «Hortus Sanitatis» wird der umfangreichste Teil, der «Tractatus de herbis», bearbeitet. Zahlreiche Korrekturen und Ergänzungen früherer Veröffentlichungen sind Ergebnis dieser Untersuchungen. Nur in der Zusammenschau aller verschiedenartiger Quellen konnte die schwierige Identifizierung der mittelalterlichen Pflanzennamen bewältigt und ihre gegenseitige Abhängigkeit aufgezeigt werden. Im Zentrum der Untersuchung steht der «Gart der Gesundheit», dessen Pflanzennamen einen Einblick in die Literaturketten der Vorläuferwerke vermitteln.

Insgesamt enthalten die behandelten Werke ca. 800 Heilmittel, die mit ihren lateinischen und deutschen Volksnamen in einer Gesamtübersicht vergleichend aufgelistet werden. Auf 96 Seiten schließt sich ein Synonymenverzeichnis an, das die Volksnamen aller 12 bearbeiteten Werke beinhaltet. Ein Register der wissenschaftlichen Pflanzen- und Heilmittelnamen vervollständigt die Bestimmung. Eine weitere Aufstellung über die zahlreichen Nachdrucke, Übersetzungen und Neuausgaben vom 15. bis 16. Jahrhundert des «Gart der Gesundheit» und «Hortus Sanitatis» aus verschiedenen Druckereien Mitteleuropas verdeutlicht weiter die Bedeutung dieser Kräuterbuch-Inkunabeln. Ein kurzer Abschnitt beschäftigt sich mit der Kolorierung von Wiegendrucken.

Abgerundet wird das Werk durch Betrachtungen zur Kulturgeschichte von neun wichtigen Nutzpflanzen.