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Perseus Sperantes Gerhard Dünnhaupt (Hrsg.)

Der Königliche Einspruch

Roman

Titelinformation "Der Königliche Einspruch"

Der 1670 in Nürnberg veröffentlichte barocke Kleinroman der Königliche Einspruch basiert auf einer anonymen französischen Quelle, dem schon um 1495 entstandenen und 1533 erstmals gedruckten Roman des Jehan de Paris. Über "Perseus Sperantes", den pseudonymen Autor der deutschen Fassung, ist nichts bekannt. Umfragen verliefen ergebnislos. Der Gattung nach gehört dieses Werk in den Bereich des höfisch-historischen Schlüsselromans. Die Thematik läßt sich jedoch bis auf den ca. 1280 entstandenen altfranzösischen Roman de Jehan et Blonde zurückverfolgen, eine Brautwerbungsgeschichte, die der anonyme Verfasser mit realistischen Anspielungen auf die 1491 vollzogene Hochzeit König Charles VIII. mit Anne de Bretagne umgestaltete. Die Vermutung dürfte mithin naheliegen, daß der Verfasser in unmittelbarer Nähe des Hofs zu suchen ist.Erzählt wird von der Rivalität zwischen dem jungen französischen König und dem älteren, verwitweten König von England, die sich gleichzeitig um die schöne Prinzessin von Spanien bewerben. An gesichts seiner geringeren Chancen reist der junge Franzose, verkappt als wohlhabender Bürgersohn namens "Jean de Paris", nach Spanien und gewinnt so die Liebe der Prinzessin. Glanzvoller Höhepunkt ist das Dénouement des jungen Prinzen und sein prunkvoller Einzug in die Stadt Burgos.

Alle sprachlichen Register barocker Wortkunst und Prachtentfaltung werden hier gezogen. Trotz gewisser umgangssprachlicher Freiheiten hält sich "Sperantes" im großen ganzen doch recht genau an die Vorlage, selbst in der Kapiteleinteilung. Von der französischen Fassung existieren zwei textlich verschiedene Handschriften (Bibliothèque Nationale Paris, ms. fr. 1465, sowie Bibliothèque de Louvain, ms G. 54), deren Chronologie umstritten bleibt. In beiden Fällen handelt es sich jedoch wohl nur um Abschriften aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts, also vor dem Erstdruck von 1533. Die insgesamt sechs französischen Drucke des 16. Jahrhunderts sind sämtlich von größter Seltenheit. Auch die deutsche Version ist ein bislang nirgends bibliographisch erfaßtes Rarissimum ersten Ranges.