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Berthold Petzinna

Agenturen der Politik

Deutsche Verlage im 20. Jahrhundert

Titelinformation "Agenturen der Politik"

Vor dem Internetzeitalter hatten Printmedien eine weit größere Bedeutung für die öffentliche Meidungsbildung als heute. Politisch ambitionierte und profilierte Verlage waren Zentren, Verbreiter und Förderer politischer Strömungen, Gruppierungen und Parteien. Dabei ist interessant, wie die literarischen und theoretischen Programmteile der Verlage mit der politischen Zielrichtung verflochten sind.
Der vorliegende Band bietet mit Fallstudien einen Überblick über einschlägige deutsche Verlagsunternehmen unterschiedlicher politischer Ausrichtungen. Die Zeitspanne reicht vom Kaiserreich bis zu den 1970er Jahren, das Spektrum von einer Initiative aus dem Feld der katholischen Zentrumspartei bis zu einer Ausgründung aus dem Suhrkamp-Verlag. Des Weiteren sind NS-Parteiverlage vertreten, rechtsoppositionell bis links orientierte Unternehmen in der Bundesrepublik und ein protestantisch geprägter, aktivistischer Bewegungsverlag. Ein Seitenblick über den Umgang von DDR-Verlagen mit politisch heiklen Texten der Moderne rundet die Überschau über die politische Verlagslandschaft im Deutschland des 20. Jahrhunderts ab.

Berthold Petzinna (Jg. 1954) ist Historiker, Promotion mit einer Arbeit über den Jungkonservatismus in der Weimarer Republik. Gegenwärtige Arbeitsschwerpunkte sind deutsche Medien- und Mentalitätsgeschichte im Zeitraum 1945 bis 1990, Lehrtätigkeit an der Hochschule Magdeburg-Stendal (Journalismus, Bildjournalismus) und der Universität Leipzig (Buchwissenschaft).

Inhalt

Vorwort

Thomas Gepp / Berthold Petzinna
Die Essener Verlagsanstalt. Verlegerische Politikbegleitung im Dritten Reich

Berthold Petzinna
Der Gauverlag NS-Schlesien (1930–1945). Presse-Krake und Buchmarkt-Amateure

Thomas Gepp / Berthold Petzinna
Unternehmensgruppe Bitter – Paulus-Verlag. Katholisches Verlagswesen im Ruhrgebiet

Thomas Gepp / Berthold Petzinna
Rechte Verlage in der frühen Bundesrepublik. Subkulturelle Netzwerkbildung nach der »Stunde Null« und versuchte Neujustierung im Schatten von »68«

Berthold Petzinna
Die Zeitung »Christ und Welt«. Ein Engagement Georg von Holtzbrincks

Berthold Petzinna
Suhrkamp – Der Weg eines Verlags in der frühen Bundesrepublik

Berthold Petzinna
Die Beobachtung des westdeutschen Verlagswesens durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Das Beispiel des Suhrkamp-Verlags

Berthold Petzinna
Der Suhrkamp Verlag: Siegfried Unseld und die »60er Jahre«. Elemente einer Erfolgsgeschichte

Berthold Petzinna
Der Luchterhand Verlag: Marktkalkül und politisches Engagement im westdeutschen Nachkriegsboom der 1950er bis 70er Jahre. Eine Skizze

Berthold Petzinna
Entfremdung – Erbe – »Weltniveau«. Argumentationsfiguren in Druckgenehmigungsverfahren zu Texten der Moderne in der DDR

Thomas Gepp / Berthold Petzinna
Der Peter Hammer Verlag in der »alten« Bundesrepublik. Ein politisches Profil

Thomas Gepp / Berthold Petzinna
Der Syndikat-Verlag. Ein Rettungsboot der 68er-Linken in der Krise?

Drucknachweise

AutorIn: Petzinna, Berthold

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„Die anschauliche Fallstudie zeigt einmal mehr, wie notwendig die wissenschaftliche Aufarbeitung der braunen Jahre des deutschen Buchhandels ist.“ Reinhard Wittmann, FAZ Zum Nachhören: "Ehrliche Aufarbeitung der NS-Zeit" - Autor Siegfried Lokatis im Gespräch mit Doris Schäfer-Noske im Deutschlandfunk (Sendung "Kultur heute" vom 27.06.2018) "Die Rolle des Luchterhand Verlags in der NS-Zeit" - MDR Kultur (Sendung vom 27.06.2018) Stand am Anfang der Geschichte des Luchterhand Verlags, dessen literarisches Programm mit so prominenten Autoren wie Günter Grass, Ernst Jandl oder Alexander Solschenizyn, Georg Lukács oder Herbert Marcuse aufwarten konnte, ein Fall von «Arisierung», von Enteignung eines zumindest teilweise jüdischen Firmenbesitzes? Eine hochkomplizierte Unternehmensgeschichte unter dem NS-Regime und eine sich über mehr als zehn Jahre hinziehende gerichtliche Aufarbeitung in der Bundesrepublik der 50er Jahre deuteten darauf hin, und so stellte sich der Fall auch der Presse dar, die seit 2012 eine wissenschaftliche Untersuchung als dringend erforderlich erwies.Dieses Buch unternimmt nun die so lange entbehrte genaue Erforschung des Sachverhalts. Und siehe da: Ein Gerichtsdrama mit zahlreichen Wendungen, Überraschungen und Effekten wird zum Lehrstück: über Geschichtsschreibung jenseits von ideologischen Vorentscheidungen und Schwarzweißmalerei, jenseits von einfachen Täter- und Opferrollen, ein Lehrstück über das Wirtschaften in einem totalitären Staat, über Deutungshoheit und Moral.

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„Genau genommen ist es so, daß jedes Werk einmal die Chance hat, gedruckt zu werden. Der Schriftsteller muß nur die Geduld aufbringen, zwei Jahre, fünf Jahre, zehn Jahre auf den günstigen Moment zu warten, da die Zensur einmal vor Übermüdung für Sekunden die Augen schließt.“ (Karl-Heinz Jakobs)Zu jedem in der DDR erschienenen Buch existieren mehrere Gutachten, die den Zensor über den Inhalt, die gesellschaftliche Bedeutung und die ideologischen Gefahren eines Werkes informieren sollten. Sie waren bis 1989 im Druckgenehmigungsverfahren die Grundlage jeder Zensurentscheidung, ob ein Buch überhaupt erscheinen konnte, und wenn ja in welcher Form, ob es also noch verändert oder gekürzt werden musste.Im September 2019 befasste sich die Konferenz »Die Argusaugen der Zensur. Eine Geheimgeschichte der DDR-Literatur« mit der Interpretation solcher Gutachten, einer auch 30 Jahre nach der Wende noch unerforschten Textsorte, die ohne Kenntnis der institutionellen Hintergründe, üblichen Sprachregelungen und taktischen Absichten kaum zu verstehen ist. Dieser Tagungsband versammelt die Beiträge der teilnehmenden Zensurforscher verschiedener Disziplinen, Historiker, Literaturwissenschaftler und Buchwissenschaftler sowie von Lektoren der berühmten DDR-Verlage.Siegfried Lokatis ist Professor für Buchwissenschaft an der Universität Leipzig. Als Zeithistoriker forscht und publiziert er hauptsächlich zur deutschen Buch-, Buchhandels- und Verlagsgeschichte im 20. Jahrhundert.Martin Hochrein ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich der Buchwissenschaft an der Universität Leipzig. Er ist Herausgeber der Flachware, des Jahrbuchs der Leipziger Buchwissenschaft, und forscht zur modernen deutschen Buchgeschichte.

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"Hier legt der beste Kenner der handelnden Personen und der archivalischen Überlieferung seine Erkenntnisse gebündelt vor. So können die Rolle aller Akteure und der Zensurkomplex der DDR insgesamt besser verstanden werden.“Michael Knoche in der "Süddeutschen Zeitung" vom 02.08.2019 "Die Veröffentlichung ist uneingeschränkt zu empfehlen und bietet einen hervorragenden Überblick."Klaus G. Saur auf boersenblatt.netDie komplette Rezension finden Sie hier Zum Thema: Siegfried Lokatis auf dem blauen Sofa - das komplette Interview vom 24.03.2019 finden Sie auf online auf zdf.de unter https://www.zdf.de/kultur/das-blaue-sofa/bommarius-lokatis--blaues-sofa-24-03-2019-100.html Der Versuch, ein »Wörterbuch des Zensors« zu schreiben, würde auf beträchtliche Schwierigkeiten stoßen. Manche Termini waren nur in bestimmten Verlagen gebräuchlich oder der Mode unterworfen. Allein der Begriff der »Verantwortung« spielte seit Lenins Zeiten bei der Kontrolle von Literatur die zentrale Rolle. Redaktionelle »Verantwortlichkeit« war der Schlüsselbegriff schlechthin, um alles Zensurgeschehen präzise zu beschreiben. In der DDR wurde keine Silbe gedruckt, ohne dass irgendwer dafür verantwortlich war, sogar die verinnerlichte Selbstzensur des Autors ließ sich als »Verantwortung des Herzens« beschreiben. Das Konzept der Verantwortlichkeit enthielt seit Stalins Zeiten für die bürokratisch »verantwortlichen Kader« eine kalte Drohung, die zur Wachsamkeit mahnte, zugleich appellierte der Begriff an die edelsten Solidaritätsgefühle des Genossen. So waren auch die Verlage des Leselandes »verantwortlich« in das Zensursystem eingebunden. Das galt für den DietzVerlag der SED wie für den AkademieVerlag, für den Mitteldeutschen Verlag wie für Rütten und Loening und Volk & Welt, die Zensurwerkstätten der DDR.Bislang an eher entlegenen Orten verstreut, versammelt der Band die wichtigsten Studien des Verfassers zu Zensur und Verlagswesen in der DDR.Siegfried Lokatis ist Professor für Buchwissenschaft an der Universität Leipzig. Als Zeithistoriker forscht und publiziert er hauptsächlich zur deutschen Buch-, Buchhandels- und Verlagsgeschichte im 20. Jahrhundert. Inhaltsverzeichnis "Verantwortliche Redaktion. Zensurwerkstätten der DDR" I. Der Autor ist feindlichII. Im Reiche Baron Hagers oderWie modern war die Buchzensur in der DDR?III. Das Verlagswesen der Sowjetischen BesatzungszoneIV. Verlagspolitik zwischen Plan und Zensur.Das »Amt für Literatur und Verlagswesen« oderdie schwere Geburt des Literaturapparates der DDRV. Erfolge zentraler Literatursteuerung in der frühen DDR VI. Die Hauptverwaltung des LeselandesVII. Antifaschistische Literaturpolitik und Zensur in der frühen DDRVIII. Giftschränke im Leseland. Die Sperrmagazine der DDR unter besonderer Berücksichtigung der Deutschen BüchereiIX. Der Mitteldeutsche Verlag in HalleX. Angeknabberte Tabus. Das Genre der Autobiographie und die Zensur in der DDRXI. Wissenschaft zwischen Plan und Zensur.Der Akademie-VerlagXII. Geschichtswerkstatt ZensurXIII. Dietz. Probleme der Ideologiewirtschaft im zentralen Parteiverlag der SEDXIV. Falsche Fragen an das Orakel? Die Einheit der SEDXV. Ein »Heiliger Text« der SED? Die achtbändige Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung Walter UlbrichtsXVI. Die zensurpolitische Funktion von Anthologien im Verlag Volk und Welt. Ein Resultat der Zensur:Das Phänomen der ›internationalen DDR-Literatur‹XVII. ›DDR-Literatur‹ aus der Schweiz, aus Österreich und der Bundesrepublik. Das Germanistik-Lektorat von Volk und WeltXVIII. Australische Bücher bei Volk und WeltXIX. Sowjetisierung und Literaturpolitik.Von der Förderung zur Verstümmelung sowjetischer Literatur in der frühen DDRXX. Ein heimlicher Stalin-Diskurs in der DDR.Die Zensur sowjetischer Kriegsromane beim Verlag Volk und WeltXXI. Die Abschaffung der Buchzensur durch Klaus Höpcke.Oder doch nicht? Ein »exemplarisches Modell für Umverteilung von Macht«XXII. Ein Archiv mit Werkstattcharakter:DDR-Forschungen der Leipziger BuchwissenschaftAbkürzungsverzeichnisLiteraturverzeichnisTextnachweiseRegister der Personen, Institutionen und Verlage

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Hans Altenhein
Bücher zwischen zwei Kriegen Verlagsgründungen im frühen 20. Jahrhundert
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In den Wirren der Münchner Revolutionstage von 1918 gründet ein Fabrik‑Erbe den Musarion Verlag, der später mit seiner ›monumentalen‹ Nietzsche‑Ausgabe großes Aufsehen erregen wird. Das ist nur eine der Verlagsgründungen im »Jahrhundert der Katastrophen«, elf davon werden hier vorgestellt, einige der Firmen überleben. Wie sehr Zeitgeschichte und Verlagsgeschichte dabei ineinandergreifen, lässt sich an jeder dieser Gründungen ablesen. Hans Altenhein, Honorarprofessor und früher selbst Verleger, ist Buchwissenschaftler und Mitglied der Historischen Kommission des Börsenvereins. Seine Untersuchungen zur Verlagsgeschichte der Zwischenkriegszeit erscheinen hier zum ersten Mal in Buchform. InhaltsverzeichnisEinleitungMalik oder die lange ZukunftMusarion Verlag, zum BeispielLambert Schneider und seine VerlageWerner Plaut Verlag 1932 bis 1936. Ein GedenkblattDer Holle Verlag. Eine Spurensuche zwischen 1933 und 1988Im Jahr 1934: Neue Verlage im »neuen Staat«Der Wilhelm Heyne Verlag in Dresden (1934 bis 1944). Eine KonjunkturgeschichteKunst-Dienst statt Kriegsdienst.Der Ulrich Riemerschmidt Verlag 1939 bis 1943Gründung 1947. Der Aldus VerlagAnhangVerzeichnis der ErstdruckePersonenverzeichnis

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